Den Sonntag habe ich dann damit verbracht ein wenig durch die Gegend zu laufen. Gibara hat nicht viel zu bieten, anlässlich der 200-Jahrfeier der Stadtgründung wurden und werden einige Gebäude (zumindest äußerlich) auf Vordermann gebracht. Ansonsten gibt's noch das Meer. Ziel ist also ein ruhiges Plätzchen am Strand. Nun ist es so, dass ich die örtlichen Strände nicht als solche bezeichnen kann, es handelt sich eher um ein wenig Sand unterhalb der Befestigungsmauern – nicht gerade einladend und zudem vermüllt.
Also folge ich der Promenade durch das Wohngebiet der "normalen" Bürger, um vor die Tore der Stadt zu gelangen. In den Städten, die ich bisher gesehen habe, waren die Gebäude schon ganz schön herunter gekommen, das hier schlägt alles. Die Leute wohnen in Plattenbauten vom Übelsten, zwischen den Häusern sammelt sich der Müll 😱. Nirgends auf der Welt würde ich mich in solch heruntergekommene Wohngegenden vorwagen, hinter jeder Ecke würde ich böse Buben vermuten… Hier fühle ich mich absolut sicher, das ist fast unglaublich. Die Menschen, die mir entgegenkommen lächeln und grüßen offen, fragen wie's geht. An der Straße gibt es kleine Kioske, wo Gemüse und Fleisch verkauft wird (da hängt auch wie gerne mal ein Schweinekopf am Haken, und Kühlung – wozu? Hier ist wie an so vielen Orten auf der Welt Lufttrocknung angesagt 🙈)
Irgendwo komme ich mit jemandem ins Gespräch und frage ihn nach dem ganzen Müll. Er sagt mir, dass es keine Müllabfuhr gibt. Wenn's Sprit (und vor allem Geld dafür) gibt kommt gelegentlich ein Traktor vorbei und sammelt die Mülltüten ein, die hier einfach an die Straße gestellt werden, denn Tonnen gibt es hier auch nicht – wohin auch immer die dann gebracht werden🙈 Solange der Mist aber herumsteht, tun Hunde und die ärmsten der Armen ihr Werk und durchwühlen den Müll. Der Wind gibt seinen Teil dazu und verteilt die Reste in der Gegend.
Wie unverständlich dieses System hier für mich ist – Land und Leute werden ausgeblutet – so wundersam ist das Land auch wieder für mich. Ich komme aus dem Kopfschütteln nicht heraus, realisiere einmal mehr wie gut es mir aufgrund meiner "normalen" äußeren Umstände in "meiner Welt" geht und bewundere die Menschen hier dafür wie sie sind – offen, freundlich, fröhlich, warmherzig, ohne Rassismus und ohne jede Spur von Lethargie oder Resignation…
Fotos:
Rathaus
Freiheitsstatue mit Eistüte 😂
Plattenbau – einer der besseren…